Eine Illustration des sogenannten „Todessterns“ Wolf-Rayet 104, der wie ein kosmisches Windrad erscheint (Bildnachweis: U.C. Berkeley Space Sciences Laboratory/W. M. Keck Observatory)
Eine neue Studie deutet darauf hin, dass das von Astronomen gefürchtete „kosmische Windrad“ möglicherweise weniger gefährlich ist als bisher angenommen. Dieses Phänomen könnte theoretisch die Erde mit tödlichen Gammastrahlen bombardieren.
Im Zentrum des Windradnebels befindet sich ein enges Doppelsternsystem aus zwei massereichen, heißen Sternen – etwa 8.000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schütze. Seit zwanzig Jahren beobachten Astronomen, wie gewaltige Gasströme beider Sterne im interstellaren Raum aufeinandertreffen. Diese kollidierenden Materieströme verflechten sich zu einer spiralförmigen Wolke aus glühendem Gas und Staub am Nachthimmel.
Frühere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass die Erde direkt auf die Achse dieses Systems blickt, das als Wolf-Rayet 104 bekannt ist. Dies weckte Bedenken, unser Planet könnte von intensiver Gammastrahlung getroffen werden, die beim finalen explosiven Tod der Sterne freigesetzt wird. Aufgrund dieser Gefahr erhielt das System den düsteren Spitznamen „Todesstern“.
Eine neue Auswertung der Beobachtungen am Keck-Observatorium auf Hawaii zeigt: Die Umlaufbahnen der beiden massereichen Sterne sind um 30 bis 40 Grad gegenüber der Erde geneigt. Die Messungen erfassten sowohl die Geschwindigkeiten der Sterne als auch spektrale Merkmale ihrer kollidierenden Sternwinde. Damit ist die potenzielle Gefahr deutlich geringer als bisher angenommen.
„Als ich mit diesem Projekt begann, dachte ich, der Fokus läge auf den kollidierenden Winden – und dass die Umlaufbahn frontal ausgerichtet sei“, sagte Studienautor Grant Hill vom Keck-Observatorium kürzlich. „Doch dann entdeckte ich etwas völlig Unerwartetes: Die Bahnneigung beträgt mindestens 30 bis 40 Grad gegenüber der Himmelsebene.“
Eine Illustration des sogenannten „Todessterns“, bekannt als Wolf-Rayet 104, der wie ein kosmisches Windrad erscheint (Bildnachweis: U.C. Berkeley Space Sciences Laboratory/W. M. Keck Observatory)
Die Entdeckung wirft für Astronomen eine faszinierende Frage auf: Warum verläuft die beobachtete Staubspirale in der Aufsicht, während die Sternenbahnen geneigt sind?
Laut der neuen Studie könnte diese Abweichung auf komplexere physikalische Prozesse hindeuten – etwa bisher unbekannte Mechanismen, die die Staubspirale aus der Bahnebene kippen.
„Das ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie wir in der Astronomie oft mit einer Studie beginnen – und das Universum uns dann mit unerwarteten Rätseln überrascht“, sagte Hill in der Erklärung. „Am Ende lernen wir so manchmal mehr über die Physik und das Universum, in dem wir leben.“
„Wolf-Rayet 104 hat uns offenbar noch nicht alle Überraschungen gezeigt!“
Die Forschungsarbeit des Teams erschien im vergangenen November in den Monthly Notices der Royal Astronomical Society.